Das Neunte Haus - Leigh Bardugo


Ein stabiler, teilweise brutaler Yound-Adult-Roman, der es leider nicht geschafft hat, mich vollends zu überzeugen.

3/5 Sterne

Plot

Alex Stern ist eine junge Frau, die schon einiges durchmachen musste - mit der Fähigkeit ausgestattet, Verstorbene sehen zu können, wird sie schon früh zur sozialen Außenseiterin und gerät zunehmend auf die schiefe Bahn, konsumiert und dealt mit Drogen, bis man sie inmitten eines Tatorts, an dem mehrere Menschen brutal ermordet wurden, bewusstlos aufgabelt und ins Krankenhaus bringt.
Als sie im Krankenhaus erwacht, sitzt ein Professor der Yale Universität vor ihr und macht ihr ein verlockendes Angebot: Sie soll ihre Fähigkeit, Verstorbene sehen zu können, für die Verbindung "Lethe" einsetzen, welche die Aufgabe hat, die acht anderen Alten Verbindungshäuser zu überwachen und bei Ritualen zu unterstützen. Alex, die nichts mehr zu verlieren hat, stimmt zu. Zunehmend gerät Alex in eine Verschwörung, die weit in die Vergangenheit reicht und ihr alles abverlangen wird...

Schreibstil

Um fair zu sein: Für den Zweck des Buches, nämlich ein adrenalin-erzeugender Yound-Adult-Roman zu sein, passt der Schreibstil genau richtig - nicht zu tiefgreifend, nicht zu anspruchsvoll, gutes Tempo. Die ein oder andere Logik-Lücke oder sogar Ungenauigkeiten mag der junge Leser hier einfach "übersehen" - mich hat es leider doch gestört. (Als kleines Beispiel: Zu Beginn des Buchs erfahren wir über Alex Mutter, dass sie nie über Alex Vater reden wollte, und sich bei jeder Frage diesbezüglich wand und auswich. Später im Buch liest man dann, dass Alex Mutter immer darum bemüht war, alle Fragen bzgl. Alex Vater zu beantworten... !?)

Verwirrend und gewöhnungsbedürftig sind auch die Zeitsprünge, man braucht eine ganze Weile, bis man sich zurechtfindet und den roten Faden erkennt.

Was mir gut gefiel

  • die Grundidee des Plots, das hat durchaus Potential
  • Alex macht eine gewisse... Entwicklung durch, wenn man so will
  • Tempo

Was mir nicht gefiel

  • Unglaubwürdige Charaktere (zB. "Darlington", ein junger Mann um die 20, der aus noblem Haus kommt, 7 Sprachen spricht, 5 Instrumente spielt, hyper-intelligent ist, ultra attraktiv, handwerklich begabt, super sportlich (er macht Kampfsport und fechtet)... UND zusätzlich hat er sich auch noch mit zarten 15/16 Jahren völlig auf sich allein gestellt und verlassen um ein großes Haus und sich selbst gekümmert, weil seine Eltern ihn im Stich gelassen haben.....) Sorry, aber nein.
  • Fehlende Tiefe im World-Building
  • Fehlende Tiefe im Charakter-Entwurf und den Beziehungen
  • Das Buch scheint von gore-artigen, sehr brutalen Gewaltszenen zu leben, die zwar Adrenalin erzeugen, aber für die Handlung in dieser Form gar nicht notwendig sind.
  • Verwirrende Zeitsprünge auf den ersten 100 Seiten

Triggerwarnung

  • brutalste Gewaltszenen
  • Vergewaltigung
  • Verlust/Tod
  • Drogenmissbrauch
  • Bessessenheit/Geister
  • Vernachlässigung/Isolation

Fazit

Wie gesagt, ein durchschnittlich gut geschriebener Young-Adult-Roman mit adrenalinerzeugenden Gewaltszenen und Hauptcharakteren, die weder besonders glaubwürdig, noch besonders sympathisch sind. Es ist dennoch - wenn man dieses Genre und die Plot-Idee mag - eine stabile Unterhaltung ohne viel Anspruch.
Da ich auch schon "Der Vertraute" nicht mochte, war das wohl vorerst mein letztes Buch dieser Autorin - es ist wohl einfach nicht "my cup of tea", wie man so schön sagt.

Meine gelesene Ausgabe

"Das Neunte Haus", von Leigh Bardugo, Knaur Verlag, 2020
(ISBN: 978-3-426-22717-6)

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