Eine sprachlich eindrucksvolle, inhaltlich düstere Reise – mit Distanz zum Protagonisten
Sebastian Barry gelingt mit „Jenseits aller Zeit“ ein sprachlich außerordentlich anspruchsvolles Werk. Sein Stil ist von Detailgenauigkeit geprägt, literarisch nuanciert und atmosphärisch dicht. Die Sprache trägt wesentlich zur intensiven Wirkung des Romans bei und hebt ihn stilistisch von manchen zeitgenössischen Werken ab.
Handlung
Triggerwarnung
Inhaltlich betritt Barry jedoch ein ausgesprochen düsteres Terrain. Themen wie Gewalt, Kindesmissbrauch und Suizid ziehen sich wie ein dunkler Schatten durch die Erzählung. Eine Triggerwarnung sei daher an dieser Stelle ausgesprochen.
Warum nur 3,5 Sterne?
Trotz all dieser Qualitäten blieb mir der Protagonist über weite Strecken fremd. Es fiel mir schwer, eine emotionale Verbindung zu ihm aufzubauen. Phasenweise erschien mir seine Gedankenwelt zu konstruiert – als hätte Barry hier mit literarischer Überhöhung eine Distanz geschaffen, die zwar stilistisch interessant, aber emotional hinderlich ist. In manchen Passagen wirkt die ausschweifende Reflexion des Protagonisten etwas überformt – man fragt sich, ob ein Mensch in der jeweiligen Lage tatsächlich auf diese Weise denken würde. Dies hat für mich die Identifikation erschwert und mindert meiner Meinung nach die emotionale Wirkung der Geschichte.
Fazit
Nichtsdestotrotz lohnt sich die Lektüre. Der Roman überzeugt mit sprachlicher Brillanz, einer intensiven Atmosphäre und einer durchgehend spannenden Handlung.

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